„Richte mich auf“ Gruß zum Sonntag Judika

Liebe Freunde der Kirchengemeinde Hermannstein,

da wir uns zu Zeit ja nicht in den Gemeindegruppen im Gemeindehaus oder zu den Gottesdiensten in der Paulskirche treffen können, möchten wir Ihnen auf diesem Wege ein zweites „Lebenszeichen“ senden und so mit Ihnen verbunden bleiben.

Wir befinden uns in der ganzen Welt in einer sehr schweren Zeit, in der viel Geduld und Abstand von uns allen verlangt wird, um gemeinsam durch die Krise zu kommen.

Wir hoffen, dass Sie alle gesund sind und gesund bleiben. Und dass Sie in Ihrer Nähe liebe Menschen haben, die Sie im Bedarfsfall beim Einkauf und anderen Wegen unterstützen. Wenn Sie hier noch Hilfe brauchen, lassen Sie es uns wissen. In der Kirchengemeinde sind Menschen, die sich gerne mit Ihnen in Verbindung setzen. Rufen Sie uns an oder das Gemeindebüro Di –Do von 9.00-12.00 Uhr unter 3092602.

Auch unser Glaube ist in diesen Tagen herausgefordert. Corona –das heißt ja Kranz oder Krone. Der Name bezieht sich zwar nur auf die Form des Virus, doch sehe ich darin im Moment auch seinen Herrschaftsanspruch über uns. Wer hat die Krone auf in unserer Welt? Als Christen glauben wir, dass der auferstandene Christus König ist (EG 123 „Jesus Christus herrscht als König). Wir wollen darauf vertrauen, dass er auch in dieser kritischen Zeit die Welt umfangen hält. Wir wollen vertrauen und beten, dass die bedrohliche Infektion eingedämmt und unter Kontrolle gebracht wird.

Lasst uns in dieser Zeit aber auch nicht die vielen Menschen vergessen, deren Leben schon lange durch Krieg. Flucht und Hungersnot in Griechenland, Jemen, Afrika und an vielen andere Orten täglich bedroht ist. Lasst uns diese Zeit als Besinnungszeit für unseren eigenen Lebensstil annehmen und die Elenden weltweit im Blick behalten.

Der vergangene Sonntag 29. März heißt Judika. Es ist der 5. Sonntag der Passionszeit. Sein Name heißt „Richte mich“ und kommt aus Psalm 43,1. Ich lese diesen Psalm als Bitte an Gott: Richte du mich auf in dieser bedrängten Zeit. Lass nicht zu, dass ein Virus diese Welt zugrunde richtet. Richte du alle auf, die mit Pflege, medizinischer Versorgung, nachbarschaftlicher Hilfe und Versorgungsdiensten das Leben schützen. Richte uns auf in der Hoffnung, dass wir uns wieder begegnen können in Kirche und Gemeindehaus. Richte uns auf in der Duldung dieser Situation („Passion“) und gib uns Kraft, wie du sie Jesus gegeben hast, durch die 40-tägige Wüstenzeit zu kommen.

Jetzt, wo wir uns nicht treffen können, lassen Sie sich inspirieren durch die Gottesdienste und Andachten im Fernsehen und im Internet. Gerade sonntags gibt es im TV viele gute Angebote. Wenn Sie Internet nutzen können, schauen Sie doch mal auf die Internetseite der Kirchengemeinde www.kirchengemeinde-hermannstein.de, oder auf die Seite unseres Dekanats Biedenkopf-Gladenbach www.dekanat-big.de  oder auf die Seite der EKHN www.ekhn.de oder der EKD www.ekd.de . Überall finden sie wunderbare Ermutigungen und Wegweisungen in dieser kritischen Zeit.

Auf der Seite des Dekanats gibt es die kräftigen Impulse „Ein paar Minuten Zuversicht“. Einen Beitrag von mir finden Sie dort vom letzten Samstag 28.3.

Jeden Abend um 19.30 Uhr (bei Sommerzeit evtl. 20.30 Uhr) laden die Glocken der Paulskirche zum Gebet in der Corona-Krise ein. Und nach dem Läuten, dann können Sie mit vielen Christen landesweit das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ singen.

Für die Osterwoche wollen wir Ihnen aus unserer Kirche sowohl eine Andacht zu Karfreitag als auch eine verkürzte Osternachtfeier auf der Homepage zur Verfügung stellen, und wenn es klappt, folgt auch noch ein kleiner Gemeindebrief in die Häuser.

Scheuen Sie sich nicht uns anzurufen, was immer Sie auch bedrückt.                      Wir wünschen Ihnen Gottes Segen und grüßen von Herzen Ihr

Pfarrer Wolfgang Grieb, Tel 32735        Sandra Redant, Tel 3092602

Beten Sie am Sonntag Judika mit uns Psalm 43

1 Schaffe mir Recht, Gott, / und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten! 2 Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt?

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, 4 dass ich hineingehe zum Altar Gottes, / zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Singen Sie mit uns jeden Abend: Der Mond ist aufgegangen EG 482

„Täglich um 19 Uhr lädt die Evangelische Kirche alle Menschen ein, gemeinsam „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen oder zu musizieren – jeder und jede auf seinem Balkon oder im Garten. Denn Singen verbindet und tut gut. Der Mond ist aufgegangen, die Goldnen Sternlein prangen… diesen Text kennen viele auswendig und haben ihn schon als Kind als Abendlied gehört. Man kann geborgen einschlafen, wenn am Ende – wie am Ende der ersten Strophe – alles wunderbar ist. Die letzte ebenfalls sehr bekannte Strophe mit ihrer Anrede So legt euch denn ihr Brüder (gemeint waren schon damals alle Menschenkinder) führt allerdings mitten hinein in unsere Tage. Denn nun ist nicht mehr alles einfach wunderbar, sondern der Abendhauch ist kalt. Es gibt damals noch die Angst vor Strafen Gottes, und die Sorge um den ruhigen Schlaf, die viele heute umtreibt, und ja, um unsern kranken Nachbarn auch.

Als Matthias Claudius diesen Text 1779 schrieb, waren Krankheit und Tod ganz anders präsent als heute. Vieles war für Menschen unbesiegbar, lag also in Gottes Hand. Das Jahrzehnt, in dem der Text entstand, war von Hungerkatastrophen und neuen, tödlichen Infektionskrankheiten in vielen Regionen Deutschlands verbunden. Und da schreibt Matthias Claudius, der selbst viel Krankheit und Tod und Leid in seiner Familie erlebt hat, diesen Text voller Zuversicht und Vertrauen. 

Dieses Gottvertrauen lässt vielleicht diejenigen in diesen Tagen tief durchatmen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als die Sorgen um Angehörige, die direkt betroffen sind oder aber im Ausland festsitzen, die Sorgen der Krisenstäbe, eben all des Tages Jammer einmal eine Zeitlang zu verschlafen oder sei es nur für die Dauer dieses Liedes zu vergessen. Wer in die Welt blickt, wird ermutigt dazu, mehr zu sehen als das, was gerade für jeden sichtbar ist. Es gibt Hoffnung. Der Mond ist doch rund und schön. Diese Welt, die guten Seiten des Miteinanders, auch die unfreiwillige Entschleunigung, die Kreativität an vielen Stellen sind und bleiben schön…  Davon können wir gemeinsam ein wunderbares Lied singen und dann hoffentlich in unseren stillen Kammern ruhig schlafen, in dieser Nacht und in allen, die kommen“  

Susanne Hasselhoff, (vollständiger Text auf:  ekd.de)